Bootstechnik

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Bootstechnik von A-Z

Bootstechnik – was hat es mit dem schwimmenden Zuhause auf sich?

Urlaub da, wo niemand sonst ist. Alleine, mit der Familie oder Freunden, irgendwo in der Natur. Das ist ein Trend, der sich durch alle Medien zieht und sogar als Motiv in der Werbung für verschiedene Produkte schon seit einigen Jahren auftaucht. Aber Boot und Haus, wie bringt man das zusammen? Die Bootstechnik bringt Versorgungsleitungen, Strom und mehr auf das Boot – und zwar mobil und bootskonform. Immerhin ist ein Hausboot im Gegensatz zum schwimmenden Haus dazu gemacht, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen!

Keine eindeutige gesetzliche Lage:

Meist sind keine Baugenehmigung und wasserrechtliche Genehmigung nötig.

Wenn Du nach den baurechtlichen Vorgaben suchst, die speziell auf Hausboote zutreffen, suchst Du umsonst: Die deutsche Landesgesetzgebung regelt nicht klar, wann die Bauordnung für Hausboote anzuwenden und wann das nicht der Fall ist. In den meisten Bundesländern musst Du daher eine Baugenehmigung einholen sowie eine wasserrechtliche Genehmigung – Du hast also den doppelten Aufwand im Vergleich mit einem Bauwerk an Land. Trotzdem ist es wichtig, dass diese Genehmigungen eingeholt werden. Bootstechnik muss genauso sicher und zuverlässig sein wie die Technik eines an Land errichteten Gebäudes. Und noch mehr: Du biegst Dein Hausboot. Leitungen und Rohre an Land kennen keinen Wellengang, keine Tide und keine drei bis fünf Knoten (6 bis 10 Stundenkilometer). Dein Hausboot befindet sich auf dem Wasser, weshalb insbesondere alles, was mit elektrischem Strom zu tun hat, noch einmal besonders geschützt sein muss.

Kannst Du beim ortsfesten Haus an Land noch vieles im Bau selbst machen und es nachher über eine technische Prüfung abnehmen lassen, funktioniert das beim Hausboot eben nicht so einfach.

Konkrete Planung der Bootstechnik

Wichtig ist erst einmal die grobe Planung. Wie groß soll das Hausboot oder schwimmende Haus sein, was soll es alles bieten? Von einer minimalistischen Ferienwohnung für Singles über die Familienvilla oder ein Haus für ein Paar samt zwei Büros bis hin zu einem Handwerksbetrieb ist immerhin alles möglich. Steht die grobe Planung, geht es um die Technik. Wie viel Platz darf die Bootstechnik einnehmen? Wo kann der Platz überhaupt zur Verfügung gestellt werden, ohne dass die Bootstechnik den Trimm beeinflusst?

Zur Bootstechnik gehört auch die Energieversorgung. Und da ist wichtig, wie der Liegeplatz ausgestattet ist. Gibt es eine Versorgung mit Brennstoffen? Wie sieht es mit Frischwasser und Abwasser aus? Wenn Du einen festen Liegeplatz hast, kannst Du natürlich die Versorgung von Land nutzen. Bewegst Du Dein Hausboot, fällt diese Möglichkeit weg. Du musst autark sein.

Energiebedarf ermitteln

Technische Geräte haben einen bestimmten Bedarf an Energie. Die Bootstechnik funktioniert nur, wenn genügend „Saft“ vorhanden ist. Und es gibt tatsächlich eine Formel, um den Energiebedarf des Hausboots zu ermitteln:

  • Wohnfläche in Quadratmetern mit 9 Kilowattstunden multiplizieren.
  • Personenzahl im Haushalt mit 200 Kilowattstunden multiplizieren. Ausnahme: Warmwasser wird elektrisch erzeugt, dann muss mit 550 Kilowattstunden pro Person gerechnet werden.
  • Anzahl der Geräte im Haushalt mit 200 Kilowattstunden multiplizieren. Geräte meint hier Waschmaschine, Trockener, Geschirrspüler, Elektroherd, Kühlschrank, Gefrierschrank und so weiter … bis hin zu W-LAN-Router und PC.
  • Die drei erhalten Zahlen addieren – das ist der grobe jährliche Strombedarf.

Die gesamte Bootstechnik kann natürlich über eine Solaranlage mit Strom versorgt werden. Allerdings musst Du bei der Planung einiges beachten. Zuerst einmal richtet sich ein Hausboot immer am Liegeplatz und fahrtbedingt in Himmelsrichtung aus. Deshalb wird die Anlage auf dem Dach montiert. Die Statik muss das hergeben: Je Quadratmeter Solaranlage auf dem Dach musst Du mit 25 Kilogramm rechnen. Zu der Anlage kommen Batterien und Inverser. In Deutschland musst Du für eine Kilowattstunde Strom etwa 8 Quadratmeter Anlage rechnen. Damit kommst Du bei einer Anlage für 5 Kilowattstunden ohne Batterien und Inverser schon auf eine Tonne Gewicht. Woraus sich die Frage ergibt: Kann der geplante Ponton das überhaupt tragen? Das Hausboot muss außerdem kippstabil sein! Das bedeutet: Der Schwerpunkt darf nicht zu hoch liegen, und dass trotz der schweren Solaranlage auf dem Dach.

Plane Dein Hausboot so, dass Dein Strombedarf so niedrig wie nur möglich ist. Das heißt nun nicht, dass Du auf allen Komfort verzichten sollst! LED-Beleuchtung ist zwar kostenintensiv, aber extrem stromsparsam. Hast Du schon einmal über Computertechnik zur Steuerung von Licht und Lüftung nachgedacht? Das klingt nach teurer Hausboottechnik, rechnet sich aber über den niedrigeren Strombedarf sehr schnell!

Eine Solaranlage alleine deckt nicht immer den gesamten Strombedarf. Wenn Du am Liegeplatz nicht von außen versorgt wirst beziehungsweise, wenn Du unterwegs bist, brauchst Du Batterien oder einen Generator. Batterien sind schwer und benötigen viel Platz, sind daher also nicht so günstig. Dieselgeneratoren sind heute verbrauchsarm und effizient. In den meisten Fällen wird die Stromversorgung eine Mischkalkulation werden.

Abwasser und Frischwasser

Der zweite Punkt der Bootstechnik ist das Abwasser. Du darfst Toilettenabwässer nicht einfach in Gewässer leiten. Bei dem Abwasser aus Dusche und Spüle ist das zwar erlaubt, aber nicht ratsam. Bei einem festen Liegeplatz benötigst Du also eine Schmutzwasserhebeanlage. Die stehen in unterschiedlichen Leistungsklassen zur Verfügung. Plane besser größere Kapazitäten ein. Denn wenn Du zwischen zwei Liegeplätzen unterwegs bist, brauchst Du unter Umständen mehr Leistung. Ebenfalls wichtig: Die Schläuche müssen geruchsdicht und geeignet sein. Sie sollten die Kennzeichnung ISO 8099 tragen. In Marinas findest Du Absaugstationen, die das Abwasser aus den Tanks holen. Aber Du hast auch die Möglichkeit, eine kleinere Kläranlage individuell konfigurieren zu lassen – die wird in die Bootstechnik integriert. Das Einleitungen der selbst geklärten Abwässer ist aber auch nicht in jedem Gewässer erlaubt und kann problematisch werden. Bilgenpumpen stellen eine dritte Möglichkeit dar, mit Abwasser umzugehen. Auch hier gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten (elektrische Pumpen, Membranpumpen, Handpumpen).

Wo Abwasser entsteht, muss erst einmal Frischwasser vorhanden sein. Die Bootstechnik geht mit Frischwassertanks einher, die professionell eingebaut werden müssen. Idealerweise sitzen die Frischwassertanks im Rumpfkörper so nah wie möglich am Verdrängungsschwerpunkt. Auf Tanks kannst Du verzichten, wenn es einen landseitigen Trinkwasseranschluss gibt – der ist dem Tank gegenüber vorzuziehen. Dauerhaft nutzen kannst Du diese Versorgung aber nur bei schwimmenden Häusern – bewegst Du Dich mit Deinem Hausboot auf dem Wasser fort, brauchst Du die respektive Hausboottechnik.

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Gas für die Küche:

Gekocht und gegessen wird zu Hause! Dass die Stromversorgung beim Hausboot ein kritischer Punkt sein kann, weißt Du schon. Wie kann man Strom sparen? Richtig – indem Du auf Backofen und E-Herd verzichtest. Ein Gasherd in der Küche ist sinnvoll, denn insbesondere Kochen und Backen ist stromintensiv. Das bedeutet aber auch, dass Du einen Gasvorrat brauchst. Ein Gasherd arbeitet immer mit offenem Feuer – Boot und Feuer sind keine gute Kombination. Eigentlich. Denn tatsächlich sind die speziellen Anlagen für Hausboote heute recht sicher. Da Dein Hausboot ein sogenanntes Wassersportfahrzeug ist, gilt für den Umgang mit Gasanlagen das Merkblatt G 608 für Gasanlagen zusammen mit der ISO 10239. Konkret: Die Gasanlage muss von einem gewerblichen Hersteller erstgeprüft werden. Anschließend sind alle zwei Jahre Wiederholungsprüfungen fällig.

Gasflaschen lagerst Du in separaten Räumen, in sogenannten Gaskästen, die über eine Belüftung nach außen verfügen und weit vom Eingangsbereich Deines Hausboots angeordnet sind. Versorgungsleitungen müssen fest eingebaut sein, zum Verbraucher hin muss verpflichtend ein flexibles Übergangsstück vorhanden sein. Und natürlich muss die Gasflasche mit einem Manometer versehen sein.

Heizen und Lüften

So schön kuschelig hier – Ölheizungen haben auf dem Hausboot den Vorteil, dass Du sie nicht nur für die Heizung, sondern auch für die Warmwasserversorgung nutzen kannst. Heißt: Dein Duschwasser wird nicht mit elektrischem Strom aufgeheizt, was Dir wiederum Kapazitäten in der elektrischen Bootstechnik spart. Eine Alternative zur herkömmlichen, mit Wasser arbeitenden Heizanlage sind Warmluftheizungen, die ebenfalls mit Heizöl (bei Engpässen notfalls auch mit Diesel) betrieben werden können.

Wärmetauscher stehen auch zur Verfügung, werden aber dann problematisch, wenn die Wassertemperaturen sinken und nur noch um die vier Grad Celsius betragen. Manche Hersteller bieten Anlagen an, die für diese Notfälle ein elektrisches Heizgerät nutzen. Das Heizgerät bringt zulaufendes Wasser auf eine Mindesttemperatur – muss aber in der Stromversorgung wieder eingeplant werden.

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